“Tränen Jesu” von Peter Chavier spielt im heutigen Rom und ist ein bewegender und herausfordernder Kriminalroman. Hauptpersonen sind der Priester Yamamoto und die Ordensfrau Schwester Theresa. Zu Beginn erfahren wir von den Sorgen des Klerus über die Ausbreitung des sogenannten Kreuzphobiesyndroms unter Katholiken, worunter bestimmte Krankheitssymptome zu verstehen sind, die durch den Anblick des Kreuzes und des daran hängenden Jesus ausgelöst werden. Berichte von der Verbreitung des Syndroms sprechen von Entweihungen dieses Kultgegenstands. Genauere Nachforschungen ergeben jedoch, dass nur das Kreuz Objekt des mutmaßlichen Vandalismus ist, nicht aber die darauf hängende Jesustatue.
Im weiteren Verlauf der Geschichte werden jahrhundertealte theologische Positionen aufgerollt und in Frage gestellt. Was war die Mission Jesu? War sein Tod Gottes ursprünglicher Wille oder vielleicht ein sekundärer Wille, in Kraft getreten, als diejenigen, zu denen er gesendet wurde, den Glauben verloren? Das Christentums verehrt das Kreuz, aber welche Bedeutung hat es für Andersgläubige? Betete Jesus aus Schwachheit darum, vor dem Tod am Kreuz verschont zu bleiben?
“Tränen Jesu” offenbart die Vertrautheit des Autors mit der Geschichte des Christentums und seiner Theologie und Spiritualität, und damit, wie katholische Kirche im Vatikan und im Kardinalskollegium funktioniert. Das Buch ist eine Übersetzung ins Englische mit gelegentlichen Gebrauchsanleitungen, die jedoch von der interessanten Handlung auf bloß kurze Ablenkungen für die englischsprachige Leserschaft reduziert werden.
Empfehlen würde ich dieses Buch Klerikern, Studenten, Autoren und Laien, die nach einem tieferen Verständnis von Jesus streben. Es wäre auch ein guter Tipp für Diskussionsrunden oder Studenten der Kirchengeschichte, des zeitgenössischen interreligiösen Dialogs oder des literarischen Genres des Mysterienromans …
Viele Leser werden die theologischen Streitgespräche erhellend und inspirierend finden. Tränen Jesu ist ein wertvoller Beitrag zur heutigen Suche nach dem historischen Jesus.
Dr. T. Stewart